Die Kurzgeschichte "Sie verlangen zu viel", veröffentlicht 1995 von Gabriele Wohmann, handelt von einem
Konflikt zwischen Isabel und ihrem behandelndem Arzt.
Meiner Meinung nach lebt die Geschichte von einem Konflikt, der durch den Beziehungsaspekt beider Personen
eine gewisse Distanz vermittelt, sodass Isabel und ihr Arzt zuviel indirekt miteinander Kommunizieren und
es so zu keinem finalen Ergebnis kommt.
Die Kurzgeschichte handelt von Isabel, die vergeblich versucht bei ihrem Arzt ein Medikament zu bekommen.
Der Arzt versucht sie davon abzubringen und muss sich von Isabel indirekte Kritik seinerseits anhören.
Unterbrochen wird der Konflikt seitens des Arztes der das Gespräch beendet und seine Patientin nach Hause
schickt.
Im Schlussteil der Kurzgeschichte wird deutlich, dass sich die beiden in Sachen Ironie missverstehen.
Während der Arzt versucht ironisch zu sein, weil das seiner Meinung nach der Frau gefällt, missfällt Isabel
die Ironie des Arztes.
Der Konflikt findet seine Ursache bereits im ersten Satz von Isabel. "Ihr Dauer lächeln ist vielleicht
keine ideale Basis für unsere Zusammenarbeit" (Z. 3-4). Damit greift sie ihn als Autoritätsperson an und
redet mit ihm, als sei er ein Mann mit dem man Geschäfte machen könnte. Des Weiteren versucht sie mit
Ausreden, Argumente zu finden um an das Medikament zu kommen. "Ich wäre gern ein ruhigerer Mensch, nichts
weiter. Ich bin zu aufgeregt." (Z. 10 -11) "Sehen Sie, ich habe zum Beispiel hier unten im Bauch einen
ekligen Schmerz" (Z. 15). Letztendlich untergräbt sie seine Autorität mit der Aussage "Ein Nachfolger muss
nicht alles ändern" (Z. 20) und versucht ihn damit indirekt unter Druck zu setzen.
Den Arzt stört das alles wenig und er hat die Absicht, ihr das Medikament abzugewöhnen. "Es ist mein
Ehrgeiz, sie davon abzubringen" (Z.14) CSie würden nicht glücklich damit" (Z.21).
Als sie auch die letzte Aussage des Arztes kontert, bricht dieser das Gespräch ab und wünscht ihr einen
schönen Tag und nutzt damit seine höhere Stellung und Entscheidungsfreiheit aus.
Innerlich in Isabel brodelt es ("Sie Kindskopf" Z. 13 ; "Sie reden wie meine Postbotin" Z.25) jedoch fühlt
sie sich unterlegen und machtlos gegen die Entscheidung des Arztes.
Am Ende bekommt die Geschichte eine ganz neue Wendung denn der Arzt sagt zu seiner Frau, dass er sich
anstrengt ironisch zu sein. Damit könnte man nun schlussfolgern, dass der Arzt mit seinen Aussagen das
Gegenteil meint und so ihr das Medikament ja auch geben würde, wäre sie direkter.
Isabel scheint seine Ironie nicht ganz zu verstehen, sonst würde sie ihr Medikament bei einer ernsten und
glaubwürdigen Ansprache an den Arzt, bekommen.
Jedoch spricht sie mit ihrem Mann über die Ironie des Arztes. Dessen Intellekt scheint aber auch nicht
unbedingt gut, denn seine Aussage erscheint zweifelhaft und unwichtig.
Setze ich mich nun noch einmal mit meiner Interpretationshypothese auseinander, so müsste man ergänzen,
dass die Ironie, die zuerst überhaupt nicht deutlich wird, von hoher Bedeutsamkeit zu sein scheint. Das
Kommunikationsproblem zwischen Isabel und dem Arzt wird durch die unerkennbare Ironie erst viel später
deutlich, da sie im Text nicht offenkundig erwähnt wird. Letztendlich wäre der Konflikt durch eine ernste
und sachgemäße Unterhaltung vermeidbar gewesen.
Mein persönliches Fazit lautet, dass die Geschichte ihr Verständnis und ihre Intention hinter einer Hülle
von Text versteckt.