Sachliche Romanze (um 1920) - Erich Kästner

Home   Lyrik   Sachliche Romanze

Allgemein
Name: Sachliche Romanze
Autor: Erich Kästner
Veröffentlicht: um 1920
Epoche: Moderne
Gattung: Liebeslyrik

Formal
Verse: 17
Strophen: 4
Metrum: Jambus
Reimschema: abab cdcd efef ghggh
Reimart: Kreuzreim
Kadenz: überwiegend Männlich

Sprachlich/Stilistisch
Wortfelder: Liebe
Adjektive: gut, traurig
Tempus: Präteritum
Stilmittel: Oxymoron (Überschrift), Sarkasmus (V.2), Parenthese (V.2)

Erzähler
Lyrisches Ich: Nein
Perspektive: Auktorial
Haltung: distanziert

Analyse und Interpretation


In dem Gedicht "Sachliche Romanze" von Erich Kästner veröffentlicht, geht es um eine scheiternde Beziehung.

Nach meinem ersten Leseeindruck will der Autor uns mit dem Gedicht sagen, dass eine Beziehung auch nach mehreren Jahren noch in die Brüche gehen kann.

Das Gedicht besteht aus 17 Versen in 4 Strophen. Die ersten vier Strophen bestehen aus vier und die letzte Strophe aus fünf Versen. Das Reimschema lautet abab cdcd efef ghggh. Es ist also ein Kreuzreim und zuletzt ein undefinierbarer Reim. Das Metrum ist ein Jambus und die Kadenz ist überwiegend Männlich.

Schon in der ersten Strophe wird die Lakonische Schreibweise in dem Gedicht deutlich, die durchweg anhält. Erich Kästner verwendet, wie der Titel schon sagt, sachliche und knappe Sätze. Die erste Strophe beschreibt schon den gesamten, bzw. absehbaren, Verlauf der Geschichte. Das Lyrische Ich sagt aus, dass es sich schon acht Jahre lang mit der beteiligten Person kannte, und die Liebe "abhanden" (V. 3.) ging.
Strophe zwei handelt über den Status der Beziehung und wie die Krise letztendlich offensichtlich wurde. Dabei versuchte das Lyrische Ich und sein Gegenüber alles so wie immer scheinen zu lassen (V 6.). Die Kollektive Passivität wurde aber dann zwangsläufig von der Frau durchbrochen (V.8.)
Das Lyrische Ich versucht in Strophe 3 seine Beziehung zu der Frau zu retten und so zu tun, als wäre nichts geschehen. Die beiden gingen also in ein Café (Strophe 4; V. 13). Jedoch sprachen sie kein Wort, weil beide indirekt fühlten, dass ihre Beziehung am Ende war.

Analysiert man das Liebesgedicht auf sprachliche Mittel, so fällt auf das es genau so sachlich ist, wie der Titel es schon aussagt. Erich Kästner verzichtet auf fast alle typischen Stilmittel wie Metaphern, Personifikationen oder Vergleiche. Das Gedicht wirkt fast wie eine Geschichte. Es fällt jedoch das deutliche Oxymoron in der Überschrift ins Auge und die sarkastische Bemerkung aus Vers 2 ("und man darf sagen: sie kannten sich gut). Mit dem Widerspruch in der Überschrift bekommt das Gedicht einen unwirklichen Charakter bzw. eine Verharmlosung. Kästner versucht es ironisch, sarkastisch wirken zu lassen was besonders durch den Vers 2 unterstützt wird. Hieran merkt man wie Hilflos das Lyrische Ich erscheint.
In den beiden Strophen 2 und 3 versucht das Lyrische Ich der negativen Entwicklung entgegen zu wirken aber es scheint schon alles verloren, was sich als Synthese in der letzten, nicht uniformen, Strophe zeigt. Sie besteht als einzige aus fünf Versen und wird von einem undefinierbaren Reim "beherrscht". Die Ahnungs- und Hilflosigkeit wird im angehängten Vers 17 deutlich, der mit einem Enjambement an den Rest des Gedichts, verbunden scheint.

Setze Ich die Interpretation nun mit meiner Interpretationshypothese auseinander, so wurde ich bestätigt. Nimmt man Additiv die Biographie von Kästner zur Hand, so wird deutlich das, dass Lyrische Ich mit dem Autor gleichgesetzt werden kann. Bei Kästner ging nach 8 Jahren die Beziehung mit Ilse Julius zu Ende, weil sich beide auseinander lebten. Zusätzlich kann man sagen, dass dieses Gedicht absolut Zeitlos ist und theoretisch in fast jede Epoche der Literatur seinen Platz finden würde, weil Liebeslyrik oft präsent war. Des Weiteren werden auf beschönigende Stilmittel verzichtet, sodass der Titel auch auf das Gedicht zu trifft.
Abschließend ist zu sagen, dass Kästner dieses Gedicht gut gelungen ist, weil er ein Beziehungsproblem auf unverschleierte Art und Weise präsentiert.