In der Kurzgeschichte "Lebendiger Mittagstisch", verfasst 1988 von Martin Walser,
geht es um einen Familienkonflikt der Familie Zürn.
Meiner Meinung zu Folge, spiegelt die Kurzgeschichte von Martin Walser einen normalen Alltagszwist
wieder, wie er in hunderten von Familienhäusern täglich vorkommt.
Das Problem ist ein Fehler in der Kommunikation durch den Empfänger, der die Signale des Senders falsch
interpretiert und demnach auch missdeutet.
Die Kurzgeschichte handelt über die Familie Zürn die komplett anwesend an einem Tisch versammelt sitzen.
Anna die Mutter und Julia (die Tochter von Gottlieb Zürn) geraten dabei in einen Konflikt, ausgelöst durch
ein kommunikatives Missverständnis. Julia, die unter einer Bindegewebsschwäche leidet, deutet eine Aussage
ihrer Mutter Anna falsch, wodurch es zum Eklat kommt.
Gottlieb Zürn gerät darauf mit seiner Tochter Julia in Konflikt, weil diese ihn mit ihrer vorzeitigen Beendung
der Schulischen Laufbahn unter Druck setzt.
Am Ende eskaliert die Situation und alle Personen ausgenommen Gottlieb, Julia und Regina verlassen fluchtartig
die Szenerie.
Der Konflikt hat seinen Urspruch mit der Aussage von Anna (Z. 1-3, "Wenn alle mit solchen Gesichtern
am Tisch sitzen, das halte ich nicht aus"). Hierbei sendet Anna einen Appell an ihre Familie, mit der sie beabsichtigt
die gedrückte Stimmung am Tisch aufzulockern. Julia, die unter einer
Bindegewebsschwäche leidet, interpretiert aber diese Aussage als Beziehungsaspekt
und fühlt sich damit aktiv angegriffen, was ihr äußeres betrifft.
Der Streit artet aus als der Vater Gottlieb vergeblich versuchte vom Thema abzulenken. Dabei setzt Julia
ihre Eltern mit dem vorzeitigen Ende ihrer Schullaufbahn unter Druck und antwortet nur trotzige.
Die Situation eskaliert und Anna, die keinerlei Argumente mehr hat verlässt den Raum.
Das Problem offenbart sich wenn man das Verhältnis zwischen Verbaler- und Nonverbaler Kommunikation
betrachtet. Nonverbales erweißt sich in dieser Kurzgeschichte als Rarität, sodass häufig Missverständnisse entstehen.
Die Erzählhaltung des Erzählers ist durchgehend kritisch-direkt mit einem Hauch Ironie. Dies wird vor
allem deutlich wie der Erzähler über Julia (aber auch über die Familie) spricht.
(Z. 31-32, "Die dagegen aufgebotene Creme hilft überhaupt nichts.")
(Z. 35-36, "In dieser Familie wohl bekannt, oder nich?!")
Des Weiteren wird eine kollektive Schwäche der Familie deutlich.
(Z. 16-20, "(…) alle saßen am Tisch wie eine Versammlung von Verdammten; jeder war von irgendjemand
an diesem Vormittag beleidigt worden (…)")
Die Erzählperspektive ist zu Beginn Personal-fixiert auf Anna.
(Z.5, "Anna schaute Julia wild an")
(Z.16, "Anna hatte zwar Recht (…)")
(Z. 21-22, "(…) Anna war offenbar selber so überreizt (…)")
Im Verlauft der Kurzgeschichte wechselt es aber in die auktoriale Erzählperspektive.
(Z.26 - 27, "(…) den sie bis jetzt noch nicht eingesetzt hatte.")
(Z.36, "Was sie empört (…)" )
Weitere Belege für eine auktoriale Erzählperspektive werden durch Kommentare und Wertungen seitens des Autors deutlich.
(Z. 35-36, "In dieser Familie wohl bekannt, oder nich?!")
(Z. 31-32, "Die dagegen aufgebotene Creme hilft überhaupt nichts.")
Der Autor stellt die Problematik der "Sender & Empfänger" Kommunikation dar. So kann ein Appell, als
Selbstoffenbarung oder Beziehungsaspekt missdeutet werden. Viel hängt also mit den Erfahrungen einzelner
ab, wie sie die empfangene Kommunikation deuten.
Argumentativ seitens des Verfassers gesehen, versteckt sich der Autor hinter seiner Intention. Die Absicht
wird auf den ersten Blick nicht erkannt und ist nur beim detaillieren Betrachten zu entziffern, weil der
Autor mit Lakonie auf Kriegsfuß steht.
Abschließend kann man sagen, dass diese Eskalation durch eine Verkettung von unglücklichen Zuständen begann
und das Fass durch einen Kommunikationsfehler zum überlaufen brachte.