In dem Gedicht "Die Erde bebt noch" von Wolfgang Bächler 1947 veröffentlicht,
geht es um die unmittelbaren Folgen des 2. Weltkriegs.
Nach meinem ersten Leseverständnis, beschreibt der Verfasser die Situation kurz nach dem 2. Weltkrieg.
Das Gedicht besteht aus vier Strophen á fünf Verse. Das Reimschema lautet ABAAB CDCCD EFEEF GHGGH und
das Metrum ist ein Jambus. Die Kadenz ist ausschließlich männlich.
Das Gedicht handelt von den Taten der Nationalsozialisten, deren Folgen noch nicht verarbeiten wurden.
Dabei wird zwischen Seelischen und Städtebaulichen Veränderungen differenziert. Des Weiteren
werden die baufälligen Städte beschrieben und die Nationalsozialisten, die sich urplötzlich
und heuchelnd, von ihrem Gedankengut abgewandt haben. Insgesamt wächst Deutschland wieder,
jedoch unter dem Schatten des 2. Weltkriegs und deren Folgen.
Strophe 1 beginnt mit der Erde, die immer noch unter den Stiefeltritten bebt. Die Stiefeltritte
stehen symbolisch für die Nationalsozialisten, die weitreichende Schäden verursacht haben. Um den
Sachverhalt "zu übertreiben", nimmt er anstatt Deutschland die Welt als Synonym für großflächige
Zerstörung, auch außerhalb Deutschlands. Im zweiten Vers werden grüne Wiesen angeführt, die wieder
Grünen. Sie stellen symbolisch die Hoffnung der Bevölkerung dar. Doch die Qualen die das Volk erlitten
hat (V. 3), können nicht so schnell "regenerieren", und sind tief im Unterbewusstsein verankert (V.5)
und haben sich auch negativ auf den Ruf jedes einzelnen ausgewirkt (V. 4).
Strophe 2 beginnt mit einer Schuldaufnahme, indem er mit dem Personalpronomen "wir" alle in
die Schuld nimmt, dass Blut vergossen wurde. Damit meint er vermutlich, dass man im Kollektiv
hätte versuchen müssen, Adolf Hitler zu stoppen, denn Hitler alleine hätte dieses Vergehen nicht
alleine begehen können. Das der Krieg immer noch Körperliche, aber auch Seelische Narben
hinterlassen hat, die in zwei Jahren nicht verarbeitet, stellt er explizit in Vers 7 dar.
Jedoch versucht man aus der Situation das Beste zu machen und hat sich nicht in Selbstmitleid
verkrochen, sondern sich die Tränen abgewischt und versucht nun eine neue Existenz aufzubauen
(V. 7, 8). Dass der Tod allgegenwärtig ist, wird in Vers 10 geschrieben. Er wird fortan nun egal
ob man fröhlich oder traurig ist, in jedem einzelnen sein. Der Tod symbolisiert einerseits das
verzerrte Bild des Todes, das durch die vielen Opfer zur grausamen Realität und Normalität wurde,
aber andererseits auch die Mitschuld die jeder einzelne in sich trägt.
Das Deutschland wirtschaftlich total am Ende war, zeigt Vers 11 auf. Die Städte liegen auch zwei
Jahre nach Ende des Krieges immer noch in Trümmer. Doch es wächst etwas neues, symbolisiert durch
den Blütenstaub, der noch durch die Asche getrübt wird. Die übrig gebliebenen Nationalsozialisten
haben nun ihre Seite gewechselt (Vers 13) und heucheln, als wäre nichts gewesen aus ihren zerbombten
Bunkern. Ebenso ihre Anhänger, Sie stehen arrogant und heuchlerisch auf den Märkten (V.14) und
versuchen ihre Taten vergesslich zu "schreien" und zu übertönen.
Die letzte Strophe symbolisiert die Hoffnung. Hoffnung auf eine Zeit wie sie vor der, der
Nationalsozialisten war. (V.16) Doch vergessen machen, kann man die Gräueltaten nicht.
Sie überschatten jeden einzelnen, die Städte und Deutschland.
Auf den Kriegsfriedhöfen wächst ein neuer Wein, der symbolisch für die Unvergesslichkeit
der Toten steht, die mit ihrer Kraft ein neues Deutschland aufbauen.
Analysiert man das Gedicht nun im Hinblick auf Art und Form der Lyrik, so lässt sich feststellen, dass das
Gedicht zwar typisch für die so genannte "Trümmerlyrik" ist, der Verfasser aber 1947 schon sehr offen über
die Geschehnisse spricht und eine Mitschuld des Volks erkennt. Dafür, dass vieles in Deutschland ungeordnet
und chaotisch ist zur der Zeit, wirkt das Gedicht dagegen geordnet. Die Überschrift soll zusätzlich das
Beben und die Problematik des Themas betonen, deren Folgen immer noch deutlich zu spüren sind.
Sprachlich gesehen, benutzt Wolfgang Bächler eine Vielzahl von Symboliken, um die lyrische Intention zu verpacken.
Häufig werden Relativpronomen wie z.B. Der, Die und Das am Anfang der Verse angeführt.
Die Wortfelder wechseln abhängig der Strophen von Hoffnung nach Verzweiflung. Überwiegt in den ersten
drei Strophen noch das negative (Qualen, Blut, Narben, Tränen, Asche, Geröchel, Erstickten, Schächte,
Schreien, Taub) so vermittelt die letzte Strophe Hoffnung auf etwas Neues. (Sonne, Leuchten, Kindertage,
Hell, Wein)
Bezüglich der Wortwahl werden viele Nomen verwendet, die den Effekt haben sich das Gedicht
bildlich vorzustellen. Der Syntax wirkt monoton und sich wiederholend, weil oft nach dem Schema
Subjekt, Prädikat und Objekt die Sätze abgehandelt werden.
Die Einstellung des Lyrischen Ichs, was in dem Gedicht sich nicht direkt zu erkennen gibt, ist
negativ gegen die Nationalsozialisten, (V.13,14) fügt sich aber auch dem kollektiv des Volkes ein
(V.6). Die Gefühlslage wirkt zwar immer noch beeinflusst durch das Trauma des 2. Weltkriegs, lässt
aber durch die letzte Strophe einen neuen Hoffnungstrend auf bessere Zeiten erkennen.
Als Adressat würde Ich in dem Gedicht, das Volk sehen, weil das Gedicht im Endeffekt die Folgen von
politischen Fehlern beschreibt, dessen Szenario sich nicht noch einmal wiederholen soll.
Setze ich die Interpretationshypothese mit meiner Analyse auseinander so wurde ich nur bedingt bestätigt.
Es handelt sich viel mehr um die Folgen des Zweiten Weltkriegs, als nur um eine schlichte Beschreibung der Situation.
Wolfgang Bächler hat das Gedicht sehr aussagekräftig gestaltet, weil er es in 20 Versen sehr gut schafft,
die Szenerie und die Folgen des zweiten Weltkriegs auf lyrische Art und Weise zu beschreiben und zu verarbeiten.
Abschließend kann man sagen, dass das Gedicht Meinermeinung nach eher untypisch für "Trümmerlyrik" ist, weil es
lange Zeit brauchte dieses Trauma Weltkrieg zu verarbeiten, andererseits aber auch den Leuten Hoffnung machen soll,
was wohl dafür sprechen würde